"Danket dem Herrn..."
„Danket dem HERRN; denn er ist freundlich, und seine Güte währet ewiglich. So sollen sagen, die erlöst sind durch den HERRN, die er aus der Not erlöst hat.“ (Psalm 107,1+2)
Was für ein seltsames Jahr! Nichts ist, wie wir es noch vor wenigen Monaten gewohnt waren. Wer hätte es sich im Januar träumen lassen, dass wir Mitte des Jahres alle mit Masken einkaufen gehen müssen? Dass die Kinder monatelang nicht zur Schule gehen werden? Dass alle Feste und Veranstaltungen ausfallen müssen? Dass wir uns den Handschlag zur Begrüßung abgewöhnt haben und einander nur mit Abstand begegnen können? Dieses Jahr 2020 wird uns wahrscheinlich allen lange in Erinnerung bleiben. Vielleicht hat Sie die Krise auch ganz persönlich getroffen. – Vielleicht kennen Sie jemanden, der an Covid19 erkrankt oder gar gestorben ist. Vielleicht kennen Sie jemanden, der durch den „Lockdown“ in ernsthafte finanzielle Schwierigkeiten geraten ist. Vielleicht gehören Sie zu den Menschen, die in der Zeit der Krise wieder das Gebet zu schätzen gelernt haben. Oder vielleicht haben Sie auch mit Gott gehadert und haben sich an unsere Jahreslosung erinnert: „Ich glaube – hilf meinem Unglauben!“
Jetzt, da die Zeit der Krise zwar noch nicht überwunden ist, aber aufgrund der sinkenden Fallzahlen wieder viele Lockerungen möglich sind, können wir zurückblicken auf diese verrückte Zeit. – Wie gehen wir damit um? Haben wir etwas gelernt in den letzten Monaten? Wurden unsere Gebete erhört? In manchen Lagern macht sich jetzt Unmut breit. Man fragt sich, ob die strengen Regelungen und der Stillstand der ganzen Gesellschaft überhaupt notwendig gewesen sind. Manche waren sogar protestieren, für die Menschenrechte oder was sie dafür halten. Manchen können die Lockerungen nicht schnell genug gehen, während andere noch lieber zuhause bleiben. Wie so oft verliert man sich in zahllosen Diskussionen.
Das Bibelwort aus Psalm 107, 1+2 mahnt zu einem anderen Umgang mit einer überwundenen Krise: „Danket dem HERRN; denn er ist freundlich, und seine Güte währet ewiglich. So sollen sagen, die erlöst sind durch den HERRN, die er aus der Not erlöst hat.“
Es hätte uns weitaus schlimmer treffen können: Ein tödlicheres Virus hätte uns überrumpeln können. Der „Lockdown“ hätte noch viel länger dauern können. Wir hätten weitaus schlechtere und inkompetentere Menschen in der Regierung haben können. Usw.
In der Zeit, in der keine Gottesdienste stattfinden durften, war ich sonntagmorgens meist in der Kirche in Wildentierbach, um zu beten. Auf dem Weg zurück ins Pfarrhaus kam ich jedes Mal an den Gedenktafeln der Gefallenen und Vermissten der beiden Weltkriege vorbei und musste denken: Andere haben noch viel Schlimmeres mitgemacht.
Seien wir dankbar und loben wir Gott für seine Freundlichkeit und Gnade – gerade in solchen schlechten Zeiten! Denn Jammern bringt keinem etwas. Dankbarkeit aber macht uns und denen, die mit uns zu tun haben, das Leben leichter.
Vielleicht haben Sie in der Coronazeit wieder einmal Zeit für sich oder für Ihre Kinder gehabt. Vielleicht ist Ihnen wieder einmal bewusst geworden, was im Leben wichtig ist und was nicht. Vielleicht haben Sie sich nach dem Kontaktverbot wieder einmal mit jemandem getroffen, den Sie aus den Augen verloren hatten. – Es war nicht alles schlecht. Wir haben auch viele kleine Gnadengeschenke und viele Beweise von Gottes Freundlichkeit erfahren dürfen!
Gott ist bei uns! Er passt auf uns auf! Er will uns aus aller Not erlösen! – Und wir sollen ihm dafür die Ehre geben und ihm danken!
Ich wünsche Ihnen einen schönen und hoffentlich coronafreien Sommer!
Ihr Pfarrer Dominik Frank
"Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt..."
„Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt
und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt,
der spricht zu dem HERRN: Meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott, auf den ich hoffe.
Denn er errettet dich vom Strick des Jägers und von der verderblichen Pest.
Er wird dich mit seinen Fittichen decken, und Zuflucht wirst du haben unter seinen Flügeln.
Seine Wahrheit ist Schirm und Schild, dass du nicht erschrecken musst vor dem Grauen der Nacht,
vor dem Pfeil, der des Tages fliegt, vor der Pest, die im Finstern schleicht,
vor der Seuche, die am Mittag Verderben bringt.“ (Psalm 91, 1-6)
In dieser Zeit der Ungewissheit und der Angst, in die wir so unerwartet durch die Ausbreitung des Coronavirus hineingeraten sind, muss ich immer wieder an diesen Psalm denken.
Was ich in den Nachrichten sehe oder in der Zeitung lese, beunruhigt mich. – Und doch kann ich es nicht lassen, mich immer wieder über die neusten, erschreckenden Entwicklungen zu informieren. Ratlos schaue ich auf meinen plötzlich so leeren Terminkalender: Alle Termine wurden abgesagt, sogar (so unvorstellbar das noch vor wenigen Tagen gewesen ist) unsere Gottesdienste.
Wie lange dieser Stillstand des öffentlichen Lebens noch dauern wird – und welche Folgen (v.a. für die Wirtschaft und für unsere Gesellschaft) es haben wird, ist im Moment noch überhaupt nicht abzusehen.
„Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt…“, so geht es mir durch den Kopf. Einen solchen Schirm, einen Schutzschild für die ganze Welt, könnten wir jetzt gut gebrauchen.
„…der spricht zu dem HERRN: Meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott, auf den ich hoffe.“
Ich spüre, welche Anspannung in mir herrscht. – Zuversicht, Geborgenheit, Hoffnung. Das könnte meine Seele jetzt gut gebrauchen.
Und dann staune ich darüber, wie Gott diesen Psalm, dieses uralte Lied, gebraucht, um mir wieder Ruhe und Gelassenheit zu schenken. Ja, Gott ist meine Zuversicht und meine sichere Burg! Ich brauche keine Angst zu haben! Er hält seinen Schirm über mich und in seinem Schatten kann ich sicher ruhen!
Der Psalmdichter hat offensichtlich die Heimtücke infektiöser Krankheiten gekannt. Dreimal spricht er davon – von der „verderblichen Pest“, von der „Pest, die im Finstern schleicht“ und von der „Seuche, die am Mittag Verderben bringt“. Und dennoch weiß er, dass er bei Gott ganz geborgen und geschützt ist, wie so ein Küken, das sich an seine Mutter schmiegt und von ihren Fittichen bedeckt wird. „Zuflucht wirst du haben unter seinen Flügeln.“, sagt er.
Freilich, das Gefühl der Geborgenheit schützt uns nicht vor der Ansteckung durch das Coronavirus. Aber es schützt uns innerlich, vor der Ansteckung durch Panik und Pessimismus. Gott ist unsere Zuversicht und unsere Hoffnung, deshalb dürfen wir zuversichtlich sein und hoffen.
Ein Schirm, den wir aufspannen, der schaltet nicht den Regen ab. Aber er kann uns vor der gröbsten Nässe bewahren. Ein kühler Schatten stellt nicht die Glut der Sonne ab, aber dennoch kann man es darunter aushalten. So stelle ich mir auch Gottes Hilfe in dieser Zeit vor: Der Virus wird so schnell nicht verschwinden, aber dennoch können wir als Christinnen und Christen zuversichtlich sein und uns bei Gott geborgen wissen.
Und mit dieser vertrauensvollen Grundhaltung dürfen wir auch auf Andere zugehen.
Der Stillstand des öffentlichen Lebens hat ja auch unerwartete positive Effekte. Ich habe gelesen, dass die Menschen schon lange nicht mehr so viel miteinander telefoniert haben, wie jetzt. Mir selber geht es auch so. Man hat plötzlich wieder viel Zeit, kann sich um Dinge kümmern, die man schon lange erledigen wollte oder man kann nach draußen gehen und das schöne Wetter genießen. Viele Menschen zeigen sich solidarisch mit ihren Nachbarn und fahren z.B. für alte Menschen einkaufen. Besonders beeindruckt hat mich die Meldung von italienischen Menschen in Quarantäne, die abends aus ihren Häusern heraus miteinander singen.
Auch unsere Kirche wird in dieser Zeit kreativ und lässt sich viele Möglichkeiten einfallen, wie das geistliche Leben als Gemeinde trotz allem aufrechterhalten werden kann. Besonders empfehlen kann ich Ihnen den Youtubekanal des Kirchenbezirks Blaufelden. Dort wird jeden Abend um 18 Uhr eine aktuelle Andacht hochgeladen und sonntags um 10 Uhr ein Gottesdienst. (Zu finden auf Youtube unter „Good News für Hohenlohe“.)
Nicht zuletzt muss ich daran denken, dass wir ja auf Ostern zugehen. (Ob und wie wir dieses Jahr als Gemeinde Ostern feiern können, ist noch ungewiss. Irgendeine Möglichkeit wird es aber bestimmt geben.)
Bevor es Ostern werden kann, müssen wir zuerst einmal die Passionszeit und die Karwoche durchleben.
Bevor Gottes Sohn siegreich aus dem Grab steigen und dabei Hölle, Tod und Teufel in den Staub treten konnte, musste er zuerst Schmerzen und den Tod erleiden.
In gewisser Weise befinden wir alle uns gerade in einer solchen Passionszeit und Leidenszeit. In gewisser Weise gehen wir durch die „Karwoche der Welt“.
Aber als Christinnen und Christen wissen wir, dass nach dem Leiden die Freude kommt! Wir wissen, dass unser Herr das Leid besiegt hat! Dass er sogar den Tod und alle seine Schrecken überwunden hat! Wir wissen, dass er mit Macht am dritten Tage hervorgebrochen ist und dass das Grab ihn nicht zurückhalten konnte!
Dieser mächtige und barmherzige Gott, der Schöpfer und Erhalter der Welt, der will seinen Schirm über uns ausspannen! Er will uns mit seinem Schatten decken und will seine schützenden Flügel über uns ausbreiten!
Was kann uns da noch geschehen?
In diesem Sinne grüße ich Sie alle mit einem vorösterlichen Gruß der Hoffnung: Die schwere Zeit wird ein Ende haben! Unser Herr wird uns erlösen!
Römer 8, 32-39*: Der auch seinen eigenen Sohn nicht verschont hat, sondern hat ihn für uns alle dahingegeben – wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken? Wer will uns scheiden von der Liebe Christi? Trübsal oder Angst oder Verfolgung oder Hunger oder Blöße oder Gefahr oder Schwert? Aber in dem allen überwinden wir weit durch den, der uns geliebt hat. Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch irgendeine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn.
Seien Sie behütet!
Ihr Pfarrer Dominik Frank
P.S.: Wenn Sie Hilfe brauchen oder ein Gespräch wünschen, bin ich telefonisch für Sie erreichbar (07932/357).
„Ich glaube; hilf meinem Unglauben.“ (Markus 9,24) - Jahreslosung 2020 -
Es ist bereits zwei Uhr nachts und sie kann noch immer nicht einschlafen. Unruhig wälzt sie sich im Bett hin und her. Ihre Jungs sind noch nicht nach Hause gekommen. Eigentlich sollten sie schon lange zurück sein. Sie macht sich Sorgen. Es wird doch nichts… Eigentlich sind die beiden ja verantwortungsbewusst… Sie passen immer auf und fahren nicht betrunken Auto. Aber man weiß ja nie… Sie betet um Gottes Schutz. Sie glaubt, dass Gott sie und ihre Familie behüten kann. Aber was, wenn vielleicht doch etwas passiert ist? Wenn Gott doch nicht aufgepasst hat?
Er sitzt nervös im Wartezimmer des Arztes. Gleich wird er die Diagnose seiner Untersuchung zu hören bekommen. Was wird wohl dabei herauskommen? Wird sein Leben je wieder das selbe sein? Was wird passieren, wenn es eine schlechte Nachricht gibt? - Er glaubt an Gottes Beistand und innerlich schreit er zu Gott um Hilfe. Aber hört Gott ihn wirklich? Dringt sein Gebet wirklich durch bis an Gottes Ohr? Oder bleiben seine Worte ungehört und ist er in seiner Verzweiflung allein?
Vertrauen und Zweifeln.
Hoffen und Verzagen.
Glaube und Unglaube.
So oft liegen diese Gegensätze in unserem Leben sehr nahe beieinander. Wer ist sich schon immer in allem ganz sicher? Wer hat schon durchgehend festen Glauben und kann immer auf Gottes Allmacht und Barmherzigkeit vertrauen?
Wie gut, dass unsere Jahreslosung beides miteinander verbindet. Beides gehört irgendwie zusammen, das Sicher-sein und das Fragen-haben. (Und besser, wir gehen ehrlich mit unseren Zweifeln um, als dass wir versuchen, Gott und den Menschen etwas vorzumachen.)
Die Jahreslosung zeigt: Zweifel sind erlaubt. Sie gehören zum Leben dazu. Solange wir auf dieser Erde leben, sind wir immer solchen Anfechtungen ausgeliefert. Unser Reformator, Martin Luther, sagt sogar: „Anfechtung ist die notwendige Kehrseite des Glaubens. Wer nicht angefochten wird, kann auch nicht glauben.“ Dabei wusste er: Der Zweifel muss uns immer wieder zurück zu Gott treiben! Nur er kann uns neuen Glauben und neue Festigkeit geben.
Das hat auch der Mann erfahren, der diese Worte der Jahreslosung ursprünglich gesprochen hat. Er war ein Vater, der mit seinem schwerkranken Sohn zu Jesus gekommen war. Er war sich nicht sicher, ob das wirklich so eine gute Idee war, diesen Wunderheiler aufzusuchen, der von sich selbst behauptete, Gottes Sohn zu sein. Er war sich nicht sicher, ob dieser Jesus wirklich die Kraft Gottes hatte, Menschen gesund zu machen. – Aber er will doch glauben! Er will seine Zweifel und seine Skepsis überwinden und will Jesus vertrauen. Deshalb tut er das einzig Richtige. Er ruft Jesus zu: „Ich glaube; hilf meinem Unglauben!“
Manchmal müssen auch wir dieses Gebet sprechen.
Wenn uns einmal der Glaube davon zu schwimmen droht oder wenn Angst und Sorgen wieder einmal größer sind als unser Gottvertrauen; wenn schwere Schicksalsschläge unser Leben auf den Kopf stellen oder wenn wir uns einfach nicht mehr so sicher sind, ob das mit Gott und der Bibel wirklich alles stimmt, dann kann uns dieser einfache, aber doch so kraftvolle Hilfeschrei helfen, den Gott in keinem Fall ignorieren wird!
Übrigens: Was Martin Luther immer wieder geholfen hat in seinen Zweifeln, das war ein anderer ganz einfacher Satz, nämlich: „Ich bin getauft“. – Ich bin getauft, ich gehöre zu Gott, er wird mich niemals im Stich lassen!
Mit dieser Gewissheit dürfen wir immer wieder – das ganze Jahr 2020 über und natürlich auch danach - rufen: „Ich glaube; hilf meinem Unglauben!“
Ihr Pfarrer Dominik Frank